Ort: Münster Johanniter Gästehaus
Hinweis: die Tagung ist bereits ausgebucht. Es ist nur noch eine Anmeldung über Warteliste möglich.
Bis bald in Münster.
Gert Hommel,
Gründungsmitglied und erster Kassenwart des DFGS ist am 25.Januar 2023 verstorben.
Ein Nachruf.
(Foto von 1993, S. 9)
Die Jahrestagung 2022 fand in Präsenz statt:
16. und 17. September 2022
in Münster im Johanniter Tagungshaus!
Titel:
„Herausforderungen und Chancen interkultureller Arbeit in bimodal-bilingualen Settings“
Programm (15.8.2022) Plakat
Anmeldung unter www.dfgs-info.org/anmeldung. Preisliste Es sind wieder Betten frei!
Manfred Wloka, Gründungsmitglied und langjähriger Vorsitzender des DFGS ist am 31.7.2022 verstorben.
Wir trauern um Manfred Wloka, Gründungsmitglied und von 1994 bis 2010 erster Vorsitzender des DFGS.
Als Kind gehörloser Eltern reifte in ihm die Erkenntnis, dass Gebärdensprache die kommunikative Grundlage für die Bildung und Erziehung Gehörloser ist.
Sie bestimmte auch seinen weiteren Werdegang: Manfred Wloka absolvierte nach der Zweiten Lehramtsprüfung ein Studium zum Gehörlosenlehrer in Köln. Gleichzeitig führte er bereits
Gebärdenkurse durch. Nach 19 jähriger Tätigkeit als Lehrer an der Ernst-Adolf-Eschke-Schule Berlin übernahm er 1988 deren Leitung.
Manfred Wloka arbeitete außerdem 6 Jahre lang bei „Sehen statt Hören“ mit, betätigte sich als Gebärdendolmetscher, arbeitete am neuen Gebärdenlexikon mit und war Vorstandsmitglied in der
„Gesellschaft zur Förderung der Gehörlosen in Berlin“.
Die Vernetzung durch seine zahlreichen Tätigkeiten ermöglichte es ihm 1993, als der BDH auf dem Höhepunkt des Gebärdenstreits aus der Deutschen Gesellschaft ausgetreten war, mühelos ein
Gründungsteam für den DFGS zu bilden.
In seinem lesenswerten Vorwort zum ersten Heft des DFGS Forum (dfgs-forum 1994, S. 4-5) vermeidet Manfred Wloka die Konfrontation und
positioniert den DFGS als Fachverband im Unterschied zur Standesvertretung. Unter seinem Vorsitz entwickelte sich der DFGS zu einer Plattform, bei der Offenheit und Toleranz die Basis dafür
sind, Erziehung, Bildung und Rehabilitation gehörloser Menschen zu fördern. Die Jahrestagungen, der kollegiale Austausch, die Zusammenarbeit mit den Hochschulen sowie die gleichberechtigte
Einbeziehung von hörgeschädigten Pädagog*innen bilden die Rahmenbedingungen.
Auch nach seiner aktiven Zeit in Vorstand und Schule war Manfred Wloka auf den Jahrestagungen präsent und geschätzt. Bemerkenswert war seine Haltung gegenüber den jüngeren Kolleginnen und
Kollegen - mit klarer Erwartung aber ohne belehrende Attitüde, nicht von oben herab, sondern auf Augenhöhe. Mit dieser Einstellung war er für viele ein echtes Vorbild.
Danke Manfred, wir werden in Deinem Sinne weitermachen!
Nachruf in DGS von Olaf Tischmann
Der DFGS hat einen neuen Vorstand:
Paul Heeg (Vorsitzender), Bettina Rörig (Stellvertretende Vorsitzende), Lisa Märten (Kasse), Beisitzende: Isabell Badeda, Bengt Förster, Sarah Heid, Anna Pettke, Lena Poetter, Bastian Staudt, Meike Vaupel.
Es wurde eine neue modernisierte Satzung verabschiedet, z.B. damit Online-Versammlungen beschlussfähig sind.
Der Deutsche Fachverband für Gehörlosen und Schwerhörigenpädagogik (DFGS) fördert die Erziehung und Bildung Gehörloser, Schwerhöriger und Ertaubter. Besonderer Schwerpunkt ist dabei die bimodal-bilinguale Bildung unter Berücksichtigung der Deutschen Gebärdensprache.
Viele Bildungseinrichtungen für Menschen mit Hörschädigungen beklagen einen Mangel an geeigneten Lehrkräften. Die Folgen sind u.a. offener und verdeckter Unterrichtsausfall, Zusammenlegung von Klassen sowie überlastete Lehrkräfte. Als Gegenmaßnahmen werden Lehrpersonen beschäftigt, welche nicht über die erforderliche Fachlichkeit verfügen. Dies geschieht zum einen oftmals aus der Not heraus offene Stellen überhaupt besetzen zu können und zum anderen aus personell-strukturellen, organisatorischen oder finanziellen Gründen, da Lehrkräfte, die von anderen Schularten versetzt werden, ohne die erforderlichen (Nach-)Qualifizierungen eingesetzt werden.
Die Lehrkräfte der Bildungseinrichtungen für Hörgeschädigte haben die besondere Aufgabe, die kommunikative Barriere im Lernprozess abzubauen und so gleiche Chancen beim Zugang zu Bildung zu ermöglichen. Lehrer*innen müssen die Schüler*innen verstehen und sich ihnen verständlich machen können. Einerseits erfolgt dies durch eine Unterstützung des Hörens insbesondere mit Hörtechnik, eine angepasste Didaktik und Methodik, andererseits wird ein bilingualer Unterricht unter Verwendung von Gebärdensprache als vollwertiger Bildungssprache angeboten.
Für die Arbeit mit Schüler*innen mit dem Förderschwerpunkt Hören und Kommunikation ist u.a. eine ausreichende und nachgewiesene Kompetenz in Deutscher Gebärdensprache unbedingt erforderlich. Bei der Einstellung von Lehrkräften und pädagogischem Personal müssen die entsprechenden pädaudiologischen, gebärdensprachpädagogischen und methodisch-didaktischen Kompetenzen berücksichtigt werden. Ohne diese förderschwerpunktspezifischen Kompetenzen der Pädagog*innen ist keine Beschulung in einem Förderzentrum Hören und Kommunikation, geschweige denn eine Unterstützung im gemeinsamen Unterricht der mobilen Dienste zu begründen.
Die Leitungskräfte der Schulen müssen mindestens die gleichen Kriterien erfüllen wie ihre Lehrkräfte. Sie entscheiden über die pädagogische Ausrichtung und Ausstattung der Schule, nehmen dienstliche Beurteilungen der Lehrkräfte vor und vernetzen sich mit anderen Professionen (z.B. HNO-Ärzte, Akustiker, Logopäden) sowie den Selbsthilfeorganisationen der Hörgeschädigten.
Die o.g. förderschwerpunktspezifischen Kompetenzen werden in einem umfassenden und langjährigen Studium erworben und im Referendariat sowie im weiteren Berufsleben vertieft. Eine allgemeine sonderpädagogische Qualifikation ersetzt dabei nicht die spezifische Expertise, die für die Bildung hörgeschädigter Schüler*innen erforderlich ist.
Der DFGS begrüßt ausdrücklich die bestehenden Weiterbildungsmöglichkeiten an den Universitäten und Lehrkräfteakademien sowie die Fortbildungen der Fachverbände. Maßnahmen zur ausreichenden und flächendeckenden Qualifizierung in Deutscher Gebärdensprache müssen weiter ausgebaut werden. Quereinsteiger*innen und professionell gemischte Teams sind eine wertvolle Ressource für eine moderne Schule. Voraussetzung für pädagogische Vielfalt ist dennoch das grundlegende Verständnis für den besonderen Spracherwerb und das sprachliche und pädagogische Handwerkszeug zum Abbau der kommunikativen Barrieren.
Rendsburg, den 21.04.2020
Paul Heeg