Wir trauern um Klaus-B. Günther, Gründungsmitglied und von 1994 bis 2010 stellvertretender Vorsitzender des DFGS, der am 26.02.2024 verstorben ist.
Er prägte den DFGS mit hohem Engagement und mit seiner breiten wissenschaftlichen Kompetenz. In den Jahrestagungen brachte er sich durch regelmäßige wissenschaftliche Vorträge ein. Seine Vorträge und Veröffentlichungen u.a. im dfgs-forum waren und sind wegweisend. Er griff neue Ansätze aktiv auf und akquirierte Expert:innen für die Jahrestagungen. So legte er die Grundlage für die Ausrichtung des DFGS.
Dabei versuchte er stets die Brücke zum BDH aufrecht zu halten und auch dort zu überzeugen. Auch nach seiner aktiven Tätigkeit besuchte er immer die Jahrestagungen, bis seine Gesundheit es nicht mehr zuließ. Er nahm alle neuen Ansätze auf und ordnete sie ein. Er gab Rat und wies den Weg ohne professorale Attitüde.
Als Wissenschaftler kam Prof. Klaus-B. Günther aus der „Heidelberger Schule“ (Wissenschaftlicher Mitarbeiter an der Pädagogischen Hochschule Heidelberg/1980-1989). Der Schriftspracherwerb war ihm ein Herzensanliegen. Am besten konnte er seine Gedanken schriftlich vermitteln. Es lohnt, seine Texte zu lesen, um die Genauigkeit der Argumentation zu erfassen. Nach seiner Berufung an die Uni Hamburg (Professur für Gehörlosenpädagogik/1990-2003) leitete er die wissenschaftliche Begleitung des bilingualen Schulversuchs an der Hamburger Gehörlosenschule. Er hat es geschafft, dass dieser Versuch trotz sehr großer Widerstände zu einem eindrücklichen Erfolg wurde. Die Kinder aus den bimodal-bilingualen Klassen hatten eine beeindruckende Lernentwicklung.
In Berlin setzte er seine Arbeit (Professor an der Humboldt-Universität zu Berlin/2003-2011) fort. Der Berliner Schulversuch bestätigte und erweiterte das Hamburger Ergebnis. Die Aufzählung seiner unzähligen Forschungsprojekte würde den Rahmen sprengen. Er dokumentierte den Beweis, dass bimodal-bilinguale Pädagogik den Spracherwerb und das Lernen in allen Bereichen fördert. In all den Jahren bildete Prof. Klaus-B. Günther in Heidelberg, Hamburg und Berlin Generationen von heutigen Lehrerinnen und Lehrern im Förderschwerpunkt Hören und Kommunikation aus und prägte sie nachhaltig.
Als Mensch war er besonders im kleinen Kreis zugewandt und herzlich. Manchmal erzählte er, wie er sich seiner eigenen Hörbehinderung erst spät bewusst wurde. Er war ein schwerhöriges Kind und Jugendlicher unter Hörenden. Er argumentierte aber nicht aus seiner eigenen Betroffenheit, sondern stets als Wissenschaftler und auf der Basis seines Menschenbildes.
Klaus war ein Netzwerker, immer interessiert an anderen Menschen und deren Gedanken. Er brachte dazu seine Perspektive ein. Die Begegnungen mit ihm waren so eine Bereicherung und eine Erweiterung des eigenen Horizontes.
Danke Klaus, du hast uns so viel beigebracht!
Paul Heeg
im Namen des DFGS